2. SONNTAG IM ADVENT

6. Dezember 2015

 

Evangelium nach Lukas (3,1-6)

Gedanken zum Evangelium

Stellen Sie sich vor: Sie wollen über ein Ihnen ganz wichtiges Ereignis schreiben. Dann werden Sie wahrscheinlich nicht so beginnen: „Es war einmal...“, denn dann denkt jeder Leser, es folgt jetzt ein Märchen. Sie wollen aber über ein wichtiges, real stattgefundenes Ereignis schreiben! Dann könnten Sie vielleicht so beginnen: „Es geschah, als in den Vereinigten Staaten Obama Präsident war, Frau Merkel in der EU eine ganz wichtige Rolle spielte, und Papst Franziskus im dritten Jahr seines Pontifikats stand...“ Wer so beginnt, muss anscheinend etwas ganz Wichtiges zu sagen haben.

Genauso macht es der Evangelist Lukas, der dem Geschehen mit Jesus eine weltgeschichtliche Bedeutung zuschreiben will: „Es herrschte der römische Kaiser Tiberius. Sein Statthalter in Judäa war Pontius Pilatus, Herodes Antipas Landesherr von Galiläa, der Heimat Jesu.“ Diese Herrschaften hatten damals das Sagen in der Welt. Im politischen wie im religiösen Bereich saßen sie am Steuerruder.

Lukas rollt sozusagen in Kürze die damalige Weltgeschichte auf, um dann zu sagen: Aber das ist gerade nicht das Entscheidende! Davon ist das Heil nicht zu erwarten! Heil geschieht dort, wo Gott auf den Plan tritt, in die Geschichte eingreift. Und das geschieht durch den Menschen Jesus von Nazareth. Dies wird angekündigt durch einen Bußprediger, Johannes, der auf die Ankunft Gottes vorbereitet.

Mit dem Bereiten des Weges, dem Ebnen der Straßen, meint er das Sich-Bereit-Machen für diesen Jesus und so für Gott. Er will in unser Leben einziehen. Was müssen wir also bei uns ändern, damit Jesus und so Gott in unserem Leben „ankommen“ können, damit „Advent“ geschehen kann? Müssen wir uns ändern? Was steht dem Kommen von Jesus und von Gott in unser Leben im Wege? Welche Hindernisse müssen wir aus dem Weg räumen?

Nun sind wir selbst, ganz persönlich gefragt. Wir sollen in uns hineingehen. Ist Jesus, ist Gott, wirklich in meinem Leben schon angekommen? Hat er in meinem Leben das Sagen? Wie ist meine Beziehung zu Gott, zu Jesus? Was kann ich tun, um diese Beziehung besser, lebendiger, intensiver zu machen? Was hindert mich daran?

Hindert mich meine jetzige Lebensweise? Lebe ich zu oberflächlich, ohne Tiefgang, getrieben durch Alltagssorgen, die mich so beschlagnahmen, dass ich nicht einmal an Gott, an Jesus denke? Geschweige denn mit ihm rede?

Oder ist meine Bequemlichkeit ein Hindernis? Finde ich nicht allzu leicht einen Grund oder eine Entschuldigung, am Sonntag nicht das Mahl mit Jesus zu feiern? „Ich will mich mal ausschlafen, ich bin zu müde von der gestrigen Party.“ Ist Gott, ist Jesus dann so wenig wichtig, dass er für andere Dinge weichen muss?

Was muss sich bei mir ändern? Beschäftige ich mich zu wenig mit meinem Glauben an Gott und an Jesus? Will ich Jesus wirklich besser kennen lernen, mit ihm wirklich vertraut werden, so dass ich ihn besser verstehen kann? Ein großer christlicher Schriftsteller hat gesagt: „Die Bibel nicht kennen, heißt Jesus nicht kennen.“ Wird es nicht höchste Zeit, dass ich lerne, in der Bibel zu lesen? Dazu finden wir in der Pfarre genügend Möglickeiten und Unterstützung in den monatlichen Bibelgesprächen. Muss ich mich da nicht selbst überwinden und daran teilnehmen, um so wichtige Anregungen und Impulse für mein Glaubensleben zu bekommen?

Wie steht es also mit meiner Beziehung zu Gott, zu Jesus? Was kann ich tun, um diese besser, lebendiger, intensiver zu machen? Welche Hindernisse muss ich aus dem Weg räumen, damit Gott wirklich zu mir kommen kann?

Die Adventzeit ist eine wichtige Zeit, in der ich für mich wichtige Entscheidungen treffen kann, den Weg für Gott bereiten, damit er bei mir ankommen kann.

 

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